Am vergangenen Wochenende fand in Chicago eine Benefizvorführung von Das Imperium schlägt zurück statt, bei der auch der Meister persönlich vorbeischaute. Nach dem Film beantwortete George Lucas dann kurz einige Fragen und sagte dabei TF.N zufolge Folgendes zur Realserie:
Die Realserie liegt im Moment gewissermaßen auf Eis, weil wir zwar Drehbücher haben, aber nicht wissen, wie wir sie umsetzen sollen. Denn sie sind in jeder Hinsicht Krieg der Sterne, nur müssen wir sie zu einem Zehntel der üblichen Kosten realisieren. Und das ist eine riesige Herausforderung, eine weit größere, als wir das anfangs erwartet hatten.
Und ohne jetzt "ätsch, ich wusste es doch" zu sagen, hier ein Auszug aus einem meiner Forenbeiträge von Ende März:
Wahrscheinlicher finde ich [...] den Gedanken, dass es schon ein paar Dutzend Drehbücher gibt und die Vorproduktion entweder abgeschlossen oder weit fortgeschritten ist. Und dass der Knackpunkt jetzt die Effekte sind. Lucas hat vor Jahren das Budget vorgegeben: 1 Million pro Folge. Das ist nicht gerade viel. Ich würde fast behaupten, eine US-Firma kann das schon von den Personalkosten her kaum leisten. Und ILM schon gar nicht. Deren Spitzenleute dürften auch Spitzengehälter kassieren, sonst wären sie schon längst abgesprungen. Und die sollen für eine Million Dollar pro Woche Serieneffekte produzieren, wenn sie viele Millionen für Kinofilme kriegen könnten? Ich glaub es nicht.
Weshalb ich ins Blaue hinein vermute, dass Lucas in Wahrheit gar nicht ILM für die Realserie einsetzen will sondern vielmehr Lucasfilm Animation. Die Firma ist nicht umsonst in ein [...] Billiglohnland gesetzt worden. Ferner würde ich vermuten, dass The Clone Wars nicht so sehr als Serie für Lucas interessant ist, sondern als Testprojekt, um Lucasfilm Animation auf ein fernseheffekttaugliches Niveau zu bringen. Wenn das geschehen ist - und wir sehen ja aktuell schon, welche Riesenfortschritte die TCW-Animationen in kaum einem Jahr gemacht haben - , dann erst fällt der Startschuss für die Realserie, denn dann gibt es genügend erfahrene Leute, um kostensparend Woche für Woche solide Effekte rauszuhauen.
Und die Testmasche ist ja nun wirklich ein alter Trick - bzw. eigentlich ein alter Geniestreich - von Lucas, den er praktisch seit seinem THX-Studentenfilm immer wieder gerne einsetzt: Damals hat er den Filmprofessor gespielt, um - unter der Prämisse, ihnen etwas zum Thema Filmemachen beizubringen - mit einer Gruppe von US-Soldaten seinen Film zu drehen, auf Kosten des US-Militärs und seiner Universität. In den 80ern hat er dann angefangen, ILM für andere Filmemacher zu öffnen, und die haben ihn dafür bezahlt, dass seine Firma ihre Effekttechnologien aufbessern konnte. Genial gemacht. Der größte Erfolg in dieser Hinsicht war dann aber wohl das Young-Indy-Projekt, an dem diverse Produktionsmethoden ausgetestet werden konnten, die später in den Prequels zum Einsatz kamen. Sofort vor Ort gegenfinanziert durch Sendeverträge, Merchandise, Romane, etc.
Dann die erste Clone Wars-Serie als Billigtest, ob weitere Fernsehserien ankommen, und jetzt The Clone Wars, wo wiederum neue Produktionstechniken auf Kosten des abnehmenden Senders und natürlich der Zuschauer, die Merchandise und Blu-rays oder DVDs kaufen ausprobiert werden können.
Und der Erfolg gibt Lucas mal wieder recht: The Clone Wars ist wirtschaftlich ein Riesenerfolg und bringt sicher genügend Geld herein, um für die Realserie ein Budgetpolster aufzubauen. Lucas kommt damit quasi zum Nulltarif an billige, aber erfahrene und gut ausgebildete Effektspezialisten und gewinnt gleichzeitig eine neue demographische Zielgruppe für die Marke Star Wars und damit die Realserie, wann immer die auch kommt.
Was heißt das für mich als Fazit? Dass wir die Realserie meines Erachtens nicht sehen werden, bevor The Clone Wars nicht zuende ist, und dass The Clone Wars nicht enden wird, bevor Lucas nicht mit den Effektergebnissen von Lucasfilm Animation soweit zufrieden ist, dass er seine Billig-ILM-Kopie an Realfilmmaterial heranlassen kann.
Wie gesagt: Im März ins Blaue hinein vermutet, und mehr als Vermutungen sind es immer noch nicht, aber Lucas' Aussagen machen diese Variante doch sehr, sehr wahrscheinlich.
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Klar Lucas hat es nicht immer geschafft Effekte und eine gute Geschichte (Spannungsbogen, Charakter Tiefe) unter einen Hut zugekommen. Aber das könnte es jetzt endlich mit der Real Serie geben und des wegen liegt sie nun auf Eis. Keine Einschränkungen bei denn Drehbüchern wäre da schon sehr gut – andere Serien müssen einige Ideen aus Budget gründen wieder Streichen, Lucas hingegen könnte es sich leisten dieses eben nicht zu tun. Im Moment wird es sehr sicher so sein das es eben ein gewaltiges Budget benötigen würde um die Drehbücher umzusetzen, das muß aber kein Dauerzustand über die Jahre bleiben. Lucas wird sicher ein Jahres Budget vorgeben und somit steht für jede Folge ein unterschiedliches Budget zur Verfügung. Das Geld für eine Staffel wird aufgeteilt, dass man in Charakter orientierte und Folgen mit vielen Effekten und Actionszenen bekommt. Die Frage ist auch wie viele Folgen für eine Staffel geplant werden. Die Üblichen 24 – 26 oder wie bei z.b. BSG und denn letzten 3 Staffeln von Lost eben nur um die 16 Folgen. Eine SW Real Serie muß einfach mindestens wie Episode 2 aussehen aber eigentlich wird Lucas ein Minimum von Episode 3 verlangen.
Mit Sicherheit ist davon auszugehen das die ganze Serie hausintern produzieren wird und schon deswegen Kinoreife Effekte anstrebt werden. ILM, LF-Animation, Skywalkersound usw. werden sicher wenn nötig zusammen arbeiten und auch ihren guten Ruf nicht aufspiel setzen und natürlich auch zu mindestens kosten deckend produzieren. Lucas verdient durch denn verkauf der Serie und hat kaum Probleme das Geld alleine durch das ganze drumherum mit Werbeprodukten wieder zu einen satten Gewinn zu machen.
Dachdem Episode 1- 6 in 3D ins Kino zubringen noch auf Eis liegt gibt es noch einen zusätzlichen Anreiz.
Lucas hat nichts anderes wie Cameron mit Avatar vor eine Revolution nur halt eben im TV. Eine Serie in HD wahrscheinlich sogar 3D (3D Ferseher werden schon verkauft) mit CGI Charakteren Spezial Effekte, Masken, Kulissen, Kostüme usw. auf Kinoproduktions Niveau und zwar Woche für Woche.
Lucas' Ziel als Filmemacher war schon immer revolutionieren in der Filmproduktionen voranzutreiben genauso wie bei Cameron.
Cameron und Lucas haben schon mehr als einmal bewiesen das es manches mal besser ist ein Projekt länger nur auf Sparflamme voranzutreiben als eben mit einer abgespeckten Konzept an denn Start (Drehbeginn) zugehen.
Ossus
DarthDeenah93
Zur Frage wie Lucas die VFX-Kosten drücken will. ILM hat ne Zweigstelle in Singapur (ist ein Billig-Lohnland im Vergleich zu USA oder Europa), dazu zwei Links über deren Arbeit an Iron Man 2:
http://www.todayonline.com/Entertainment/Movies/EDC100430-0000056/Iron-Mans-Singapore-connection und http://www.awn.com/articles/article/going-more-real-world-iiron-man-2
Ich will aber die moralische Komponente ansprechen, weil die hier noch gar nicht zur Sprache kam:
Dazu empfehle ich folgenden Artikel, der über die Situation von VFX-Artists handelt: Open Letter To James Cameron: Fairness For Visual Effects Artists: http://www.huffingtonpost.com/lee-stranahan/open-letter-to-james-came_b_451922.html
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie man die VFX-Kosten drücken kann: An der Personal-Seite (Löhne etc), an Hard- und Software. Ich hoffe nicht, dass ersteres noch mehr betrieben wird. Dazu ein Link über Arbeitsbedinungen, Löhne etc von VFX-Artist in China: http://www.vfxwages.com/news/2010/jan/11/working-in-china/
Und weil einer meiner Vorposter geschrieben hat (Master Kenobi) geschrieben hat, weder Lucas noch sein Mitarbeiterstab haben Ahnung von TV-Serien, will ich dem nur entgegenhalten, dass Lucasfilm ja schon Mitte der 80er zwei Fernsehserien produziert haben (Droids und Ewoks) bzw Anfang der 90er Young Indy. Man kann davon ausgehen, dass ein Konzern wie LFL alles vorher durchkalkuliert.
Ich kann mir momentan nur vorstellen, dass eine Kombination aus niedrigeren Löhnen und produktionstechnisch dieses Ziel erreichen lässt, wie zb virtuelle Kamerasysteme (siehe http://www.wired.com/underwire/2009/11/virtual-camera-clone-wars/) oder verstärkter Einsatz von GPU's statt CPU's ( siehe http://www.awn.com/articles/profiles/iharry-potteri-goes-naturalistic-part-2/page/2%2C1).
Und scheinbar dauert das alles noch seine Zeit.
Und ganz kurz noch. Ein Cameron hat einen komplett anderen Ansatz. Der schaut weniger aufs Budget (ist ja auch nicht sein Privat-Vermögen, das er investiert). Er will die VFX-Grenzen erweitern, wobei er ein Riesen-Budget zur Verfügung hat. Ein Lucas will die VFX-Grenzen erweitern bei sinkenden Kosten. Das ist die wahrlich schwierigere Aufgabe und würde eine Revolution auslösen, die einen Cameron arbeistlos machen würde (überspitzt formuliert). Denn wenns ein Regisseur für 20 Mio machen kann anstatt 200, wer wird dann wohl die Aufgabe anvertraut bekommen.
Kaero
@ Ossus:
Ich will Dich jetzt nicht provozieren, aber Du hast mitbekommen dass die Serie "auf Eis liegt" und Du weisst auch was das bedeutet?
Ich frage deshalb, weil Dein ganzes Posting eigentlich sagt dass GL die Serie weiter macht und auch beschreibt wie er sie finanziert.
Daher nochmal: Alles was Du beschreibst KÖNNTE Lucas machen. ABER: Seine Aussage vom WE sagt ganz klar, dass er das nicht WILL.
GL sagt ganz klar, dass er mit der Serie quasi 1-stündige Kinofilme fürs Fernsehen produzieren will, dafür aber nur 10% der Kosten investieren wird. Und er sagt weider dass diese Kostensenkung um 90% (zur Zeit) nicht machbar ist und er deshalb die Serie gestoppt hat.
Wenn man diese Aussage als Grundlage nimmt kommt man zu dem Schluss zu dem auch Ronen (weiter vorne) gekommen ist: Es wird weder JETZT noch IN ZUKUNFT eine Möglichkeit geben so drastisch Kosten einzusparen, ohne dass GL auf seinen Qualitätsanspruch verzichtet und sie als eine "normale" TV-Serie produziert.
Man darf nämlich eines nicht vergessen: Die Technik entwickelt sich stetig weiter und schafft ständig neue Möglichkeiten. Dadurch werden die Ideen, die GL heute hat zwar immer billiger und man könnte sagen damit nähert er sich seinem Ziel. ABER gleichzeitig mit der Schaffung neuer Möglichkeiten steigen eben auch Lucas' Ansprüche. Und das widerum treibt die Kosten nach oben was die Kostensenkung wieder aufhebt.
Oder glaubt irgendjemand ernsthaft GL würde die Serie in 10 Jahren mit der (seit 10 Jahren) veralteten Technik von heute produzieren?
Daher teile ich Ronens Meinung dass die Serie, in der geplanten Form, tot ist und man es nur nicht aussprechen will.
Möglicher Weise wird es die Geschichten (die in dieser Serie erzählt werden sollten) irgendwann geben, aber nicht so wie es bisher geplant war. Vielleicht wird sich GL besinnen und die Serie dem heutigen TV-Standard entspechend produzieren. Also ohne den Anspruch auf Kinoqualität. Aber vielleicht arbeitet er die Geschichten auch zu qualitativ anspruchvollen TV-Filmen oder Mini-Serien um. Oder er macht daraus Kinofilme.
(zuletzt geändert am 14.05.2010 um 00:13 Uhr)
Kleiner Böser Ewok
Ich bleibe dabei, dass Abwarten das Beste ist, nicht Schwarzmalerei.
Das "Jetzt" gehört TCW, wie und wann danach etwas kommt wird man dann sehen. Drehbücher für die Realserie existieren.
Sei es Innovation und es läuft dann doch so, wie ursprünglich geplant oder Kompromiss und es geht dann zwar einen anderen Weg, aber es wird gemacht... das weiß wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt niemand so hundertprozentig, nicht einmal GL.
Aber dass man Dinge pauschal als unmöglich bezeichnet, hat sich schon oft als Fehler erwiesen. Wäre nicht das erste Mal, dass sich am Ende alles anders entwickelt, als man ahnt...
PS:
Siehe Star Trek... Star Trek Phase II war als neue Fernsehserie in den 70ern geplant, Drehbücher wurden geschrieben. Dann kam Star Wars. Ergebnis: Serie gestrichen, Kinofilm gemacht. Charaktere von Phase II teilweise in den Film integriert.
Was passierte mit nicht wenigen der Drehbücher? Sie finden sich in der ersten Staffel von Star Trek The Next Generation wieder, knapp 10 Jahre später.
Manchmal kommt es eben anders. Aber wirklich tot ist selten etwas.
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