Am heutigen Freitag beginnt für uns SWUler ein 2,5-tägiges Erholungswochenende in der Stadt von Sisi, Walzer und Riesenrad. Unsere Nachrichtenredaktion legt deshalb eine - vielleicht nicht völlig unverdiente - Pause ein.
Heißt das, es gibt bis Sonntagabend gar nichts? Doch, denn ganz abschneiden wollen wir euch ja nun auch nicht. Also haben wir uns in bewährter Sommerlochtradition einen Artikel aus den alten Tagen besorgt, den wir dreigeteilt heute, morgen und übermorgen an euch verfüttern werden.
Besagter Artikel erschien im Jahr 0, also 1977, im Rolling Stone Magazine und behandelt die Entstehung von Krieg der Sterne und die geballte Frustration seines Herrn und Meisters.
Wir beginnen heute mit der Einführung, und morgen und übermorgen folgt ein faszinierendes Interview mit George "the maker" Lucas:
An einem sonnigen Nachmittag im Jahr 1976, brachte mich ein alter Freund - der genau wie ich von Filmen begeistert ist - zu einem unauffälligen, zweistöckigen Lagerhaus im kalifornischen Van Nuys. Dieses Gebäude diente damals als Zentrale von Industrial Light and Magic, einer Organisation junger Techniker, die damit beauftragt worden waren, die visuellen Spezialeffekte für Krieg der Sterne zu realisieren, das 9,5 Millionen US-Dollar schwere Weltraumphantasiespektakel von Autor und Regisseur George Lucas.
Lucas und sein Filmteam hatten damals gerade erst mit den Dreharbeiten in Tunesien begonnen, aber dem Aktivitätsgrad nach zu urteilen, der bei ILM an diesem Tag zu beobachten war, hätte man meinen können, der Film sollte ein oder zwei Monate später ins Kino kommen. Die Modellbauer waren emsig damit beschäftigt, Raumschiff-Modelle fertigzustellen (hauptsächlich, indem sie handelsübliche Modellbausätze ausschlachteten), eine Gruppe Tricktechniker arbeitete an ersten Effekten, die Pyrotechniker machten sich Sorgen wegen einiger anstehender Testaufnahmen und alle Welt schwirrte um die Kamera herum, die John Dykstra und seine Techniker - in Handarbeit - gebaut hatten, um die Weltraumsequenzen zu drehen.
Dykstra war für die Effektaufnahmen des Films zuständig und hatte vorher mit Douglas Trumbull (2001: Odyssee im Weltraum) zusammengearbeitet. Er führte eine Gruppe von uns nach oben in einen improvisierten Vorführraum voller Stühle und einiger alter, dick gepolsterter Sofas. Einer seiner jungen Tricktechniker hatte gerade eine Reihe von Laserschüssen fertiggestellt und wartete nun auf Dykstras OK. Die Lichter gingen aus, und wir sahen uns auf der Leinwand die "Laserstrahlen" an - die besseren fanden Beifall, die wirklich spektakulären wurden von Jubelrufen begleitet: "Wowie!", "Woohooo!", "Abgefahren!"
Später konnte ich einen Blick auf einige Storyboards erhaschen, Schwarz/weiß-llustrationen der Szenenfolgen einer Raumkampfszene. In mehreren Einstellungen war ein haariges Wesen mit riesigen Zähnen zu sehen, das offenbar ein Raumschiff steuerte. "Was ist das?", fragte ich eine Tricktechnikerin, die gerade vorbeikam. "Ein Wookie, natürlich.", antwortete sie und ging ohne weitere Erklärung davon.
Schon damals war deutlich zu erkennen, dass diese talentierten jungen Leute von George Lucas' außergewöhnlicher Vorstellungskraft und besonderer Sichtweise enorm angeheizt wurden. Lucas meint, alle seine Filme kennzeichne eine "Art überschäumender Leichtsinn". Wie man es auch immer nennen will, es scheint ein Charakterzug zu sein, der auf alle Menschen übergreift, die für Lucas arbeiten und natürlich auch auf sein Publikum. Sein erster Kinofilm - THX 1138 - war technisch brilliant gemacht, fand aber keine Zuschauer. Trotzdem hat der Film Kultstatus erlangt und durch Studentenvorführungen in den letzten Jahren gutes Geld eingefahren. Dann folgte American Graffiti, Lucas' Loblied auf die Generation 1962, Autos und Rock'n'Roll. Der Film kostete 750.000 US-Dollar und wurde mit einem winzigen Filmteam in nur 28 Tagen abgedreht - auf der Liste der Filme mit den höchsten Einspielergebnissen aller Zeiten, findet er sich inzwischen auf Platz 11. Und wie jeder weiß, der die letzten Monate nicht verschlafen oder auf dem Mars verbracht hat, wird George Lucas' dritter Kinofilm - Krieg der Sterne - mit Sicherheit in die Top-10 aufsteigen und vielleicht sogar der erfolgreichste Film aller Zeiten werden. In nur acht Wochen, hat er 54 Millionen Dollar eingespielt. Georges Romanadaption des Drehbuchs, die ohne große Werbekampagne letzten Winter bei Ballantine erschien, stieg bis auf Platz 4 der Taschenbuch-Bestsellerliste auf. Mehr als 2 Millionen Exemplare wurden inzwischen verkauft. Dazu kommen die Filmplakate, T-Shirts, Modelle und Masken der Hauptfiguren, und es sind weitere Bücher unterwegs. Das Filmmusik-Album ist bereits mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet worden. Nicht übel für einen Film, den es fast nie gegeben hätte und der bis zu seinem Kinostart eine unbekannte Größe war.
Als ich im letzten Frühjahr die Dreharbeiten in London besuchte, fehlte von überschäumenden Leichtsinn jede Spur. Beeindruckend war das Aufgebot trotzdem, denn alle acht Tonbühnen der EMI-Elstree-Studios waren von Krieg der Sterne belegt und alles schien nach Plan zu laufen. George Lucas machte sich dennoch Sorgen: Einige seiner Schauspieler stellten ihre Dialoge in Frage. Die Roboter funktionierten nicht richtig und eine ganze Sequenz mit Peter Cushing musste neu gedreht werden, weil sie nicht richtig aussah. Das Drehbuch wurde überarbeitet. Plötzlich sollte Alec Guinness' Figur vor dem letzten Drittel des Films sterben, und das Studio wusste von nichts. Die englischen Mitarbeiter hielten sich genau an ihre 8-Stunden-Tage und legten ihre obligatorischen zwei Tee-Pausen ein.
Gegen Ende des Sommers sahen Lucas und Produzent Gary Kurtz in Lucas' Haus in San Anselmo mehr als nur sorgenvoll aus. Das Studio verlangte einen Rohschnitt, von den Spezialeffekten waren gerade einmal ein Drittel fertig. Die Roboter sahen immer schlimmer aus, eine Filmmusik gab es auch noch nicht, und Beleuchtungs- und Tonprobleme häuften sich.
Doch irgendwie - hauptsächlich durch unzählige Überstunden und durcharbeitete Nächte - fand sich alles zusammen. Noch eine Woche vor dem Kinostart gab es noch keine fertige Filmvorlage. Lucas und seine Toningenieure arbeiteten noch bis zur letzten Minute am Tonschnitt der 70-mm-Version. Blieb die Frage, ob der Film einschlagen würde? Ja, tat er.
Die Filmhandlung zusammenzufassen, ist nicht schwer, denn Krieg der Sterne ist im Grunde eine Mischung aus Buck Rogers und Flash Gorgon, mit einer Prise Tolkien, etwas Prinz Eisenherz, einem Schuss Zauberer von Oz, ein bisschen Pfadfinderromantik und einer Beilage aus allen großen Western aller Zeiten. Unser Held Luke Skywalker (Mark Hamill) ist ein Bauernjunge von einem lebensfeindlichen Wüsternplaneten namens Tatooine, der sich nach einer Reihe merkwürdiger Ereignisse plötzlich inmitten eines galaktischen Krieges wiederfindet. Seine Verbündeten sind der waghalsige Charterraumpilot Hans Solo (Harrison Ford), Ben Obi-Won Kenobi (Alec Guinness), ein mystischer älterer Herr, der der letzte Vertreter einer Gruppe namens Jedi-Ritter ist und Lukes Vater kannte, Prinzesisn Leia Organa (Carrie Fisher), eine Anführerin der Rebellen gegen das Imperium, Chewbacca der Wookie, ein zweieinhalb Meter großer intelligenzbegabter und äußerst wilder Menschenaffe und zwei Roboter namens Erzwo-Dezwo und Zee-Dreipeo (ersterer spricht Androidisch, letzterer Englisch), die allen anderen mit ihren Sticheleien praktisch die Schau stehlen.
Die Hauptantagonisten sind Darth Vader (David Prowse) und Grandmoff Tarkin (Peter Cushing), denen eine Horde von Lakaien und Sturm-Truppen zur Seite stehen. Ihre Basis ist der Todes-Stern, ein riesiger Trabant, der dafür gebaut wurde, durch die Galaxis zu fliegen und aufsässige Planeten abzuknallen, die sich dem Imperium nicht beugen wollen. Schon früh im Film ist klar, dass eine Konfrontation unausweichlich ist. Genauso klar ist, wer diese für sich entscheiden wird.
Was Krieg der Sterne von seinen Vorgängern abhebt, sind die Spezialeffekte (etwa 365 Einzelaufnahmen) und die außerordentliche Farbenpracht von Lucas' Vorstellungskraft. Die zeigt sich beispielswiese in der Cantina-Sequenz, in der die Helden in eine Bar hineinstolpern, deren Klientel sich aus dem Abschau von einem Dutzend Galaxien zusammensetzt. Und an Nebenfiguren wie den Jawas, kleinen, schnatternden Wesen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, gebrauchte Roboter zu transportieren. Was Bild- und Miniatureffekte angeht, haben Lucas und Dykstra einen neuen Standard definiert, an dem sich alle künftigen Weltraumfilme messen müssen. Vor dem Kinostart von Krieg der Stenre, erklärte Dykstra in einem Interview, dass die große Endschlacht genauso spannend sein würde wie die Autojagd in French Connection - Brennpunkt Brooklyn. Er hat Recht behalten.
Alle Rechtschreibfehler von Eigennamen haben wir natürlich beibehalten. :-)
Grüße aus Wien und bis morgen,
Euer Team von StarWars-Union.de
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