Heute läuft mit Episode III - Die Rache der Sith der letzte der neuen Krieg der Sterne-Filme auf ProSieben. Aus diesem Anlass wollen wir einen Interviewartikel des Rolling Stone Magazine aus dem Jahre 2005 aufgreifen, in dem sich George Lucas über den Kult um Darth Vader und die letzte Star Wars-Episode äußerte:
"Ich habe erreicht, was ich erreichen wollte.", meint George Lucas. Nach 30 Jahren in einer Welt voller Wookiees, Droiden und Jar Jars - und mit Darth Vader auch mit einem der großartigsten Filmschurken aller Zeiten -, hat er seine sechsteilige Krieg der Sterne-Saga mit Episode III - Die Rache der Sith endlich abgeschlossen. "Ich bin sehr glücklich, die Ziellinie erreicht zu haben.", erklärt er. Zufrieden mit seinem Film und nach einem Hawaii-Urlaub sichtlich erholt, sitzt Lucas nun auf einem Sofa in seinem Büro auf der Skywalker Ranch im kalifornischen Marin County, einem Raum, der groß und feudal genug wäre, um Jabba dem Hutten alle Ehre zu machen. In der Woche, in der sein Film Premiere feiert, wird Lucas 61, und immer noch trägt er seine unaufdringliche Nerduniform: Jeans, Holzfällerhemd und Turnschuhe. Er hat eine böse Erkältung, aber nach dem Endspurt für seinen Film, wirkt die eher wie eine Siegermedaille. Zwischen Hustenanfällen und kleinen Schlückchen Cola-Light, erzählt er uns von der Entstehung Darth Vaders.
Ist Ihnen Darth Vader je im Traum begegnet?
Nein. Ich träume nicht von Krieg der Sterne, um ehrlich zu sein. Dafür hatte ich bei den Dreharbeiten so manchen Albtraum: Angst, die Maske könnte nicht passen, oder der Typ im Anzug bekommt Atemnot und kippt um oder kann sich nicht hinsetzen...
Was war die größte Herausforderung in Sachen Vader?
Darth Vader musste angsteinflößend sein, ohne dass wir sein Gesicht sahen. Im Grunde ist er ja einfach nur eine schwarze Maske, und so fragte ich mich, wie ich aus diesem Konzept etwas Böses und Unheimliches machen könnte. Ich meine, er ist groß, schwarz, hat einen Umhang und einen Samuraihelm, aber das allein jagt noch niemandem unbedingt Angst ein.
Seine Figur musste mehr sein, und deshalb haben wir ihn so unpersönlich gemacht. Er hat viele schreckliche Dinge in seinem Leben getan, auf die er nicht besonders stolz ist. Im Endeffekt, ist er nur eine gescheiterte Existenz, ein armseliger Kerl mit einem traurigen Leben.
Im ersten Film wussten die Leute noch nicht einmal, ob in dem Kostüm ein Mensch steckte. Sie hielten ihn für ein Ungeheuer oder eine Art Roboter. Im zweiten Film wurde dann enthüllt, dass er ein Mensch ist, und im dritten findet man heraus, jawohl, er ist ein Vater und ein normaler Mensch wie wir alle auch - er hat nur ein ziemliches Hautproblem.
Sie kannten also seine Tragödie, als Sie diesen legendären Schurken schufen.
Im ersten Film ist er unglaublich mächtig und überwältigend, aber irgendwann fragt man sich dann schon: "Momentchen mal, wenn der so stark und toll ist, wieso ist er dann nicht der Chef des Universums?" Er lässt sich von Gouverneuren herumstoßen, denn die wissen, dass der Imperator das letzte Wort hat, also passiert das gleiche, was in einem Unternehmen auch passiert: Alle machen sich Gedanken über die Meinung des Chefs, aber sein Handlanger ist ihnen egal.
Und als der Todesstern fertig ist, gibt das ihnen das Gefühl, sie hätten jetzt eine bessere, größere Rüstung als Vader. Im direkten Vergleich zwischen Vader und dem Todesstern, glauben sie, dass es nur einen Sieger geben kann, und das ist ganz gewiss nicht dieser Sith-Möchtegern-Obermacker. Es ist also sogar noch tragischer, weil er noch nicht einmal ein allmächtiger Schurke ist, sondern im Grunde nur ein kleiner, mieser Handlanger.
Er ist nicht der Teufel. Er ist derjenige, den der Teufel zum Kippenholen schickt.
Genau das. Und als er herausfindet, dass Luke sein Sohn ist, will er ihn sofort benutzen, um den Imperator zu töten. So regeln die Sith das eben. Er versucht es mit jedem, den er für mächtiger hält, und genau danach hat der Imperator ja am Anfang auch gesucht: Er will jemanden, der mächtiger ist als er selbst, damit der ihm hilft, das Universum zu beherrschen. Aber Obi-Wan hat ihm die Sache verhagelt, als er Anakins Arme und Beine abschneidet und ihn fritiert. Danach ist er nicht mehr stärker als der Imperator, sondern reicht nur in etwa an Darth Maul oder Dooku heran. Und so sollte er eigentlich nie werden. Aber sein Sohn hat Anakins altes Potential.
Welche Schurken haben Sie in Ihrer Jugend beeindruckt?
Auf mich haben eher die Helden Eindruck gemacht. Aber ich erinnere mich an den Bösewicht in Ben-Hur, der hinter seinem Wagen hergeschleift wurde (Messala, Anm. d. Red.). In den John-Wayne-Filmen gab es eine Menge Schurken, aber ich erinnere mich an keinen davon. In den meisten Filmen, die ich mochte, gab es keine starken Schurkenrollen. Und in Filmen wie Die Brücke am Kwai waren die Helden die Schurken.
Wie sind Sie auf den Namen Darth Vader gekommen?
"Darth" ist eine Abwandlung von "Dark", dunkel, und Vader eine Abwandlung von "Father", Vater. Er heißt also im Grunde "Dunkler Vater". Alle Namen sind sprechende Namen, auch wenn ich manchmal Fehler mache - Luke sollte ursprünglich Luke Starkiller heißen, aber dann wurde mir klar, dass der Name nicht auf ihn passte. Auf Anakin passte er vortrefflich, aber nicht auf seinen Sohn. Und da er derjenige ist, der ihn schließlich erlöst, entschied ich mich, ihm die Bürde dieses Namens nicht aufzuladen.
Als ich mir unlängst die Krieg der Sterne-Filme angesehen habe, fand ich es sehr interessant, wie die neuen den alten einen neuen Rahmen geben. Jetzt scheint es insgesamt in erster Linie um die Tragödie von Darth Vader zu gehen, und nicht mehr um den Triumph der Rebellen.
Ja, ich habe eine Filmreihe über eine einzige Sache gemacht: Darth Vader. Am Anfang glaubten die Leute, es ginge um Luke. Die frühen Filme drehen sich um Lukes Versuch, seinen Vater zu erlösen, also steht Luke im Mittelpunkt. Aber es geht auch um Prinzessin Leia und ihr Bemühen, die Republik wiederherzustellen, was auch das Ziel ihrer Mutter war. Es dreht sich also alles um Mütter und Töchter und Väter und Söhne.
Anstatt dieser ganzen Überraschungen, die eigentlich gar keine Überraschungen sind, denkt man sich künftig also, wenn man sich Episode IV ansieht, und Vader durch die Tür marschiert, und Prinzessin Leia und R2 da sind: "Mein lieber Herr Gesangsverein, das ist doch seine Tochter. Merken sie das nicht?" Und im ersten Film merkt niemand irgendetwas. Der Erkenntnisgewinn passiert zumeist, wenn man gar nicht hinguckt. Die ersten drei Episoden sind Tragödien, und die zweiten drei sind ein bisschen albern, aber auch sehr optimistisch: Denn selbst die schlechtesten, gemeinsten Menschen entdecken, dass sie Mitgefühl empfinden können. Darth Vader hat Mitgefühl für seine Kinder, und das ist es letztlich auch, wozu Kinder da sind.
In den klassischen Tragödien, gibt es gegen Ende zumeist einen Augenblick, wenn dem Helden der Schleier vom Auge gerissen wird.
Nun, in echten griechischen Tagödien, sind die Kinder das eigentliche Problem, denn sie bringen ihre Eltern um. Das hier ist optimistischer: Eine Generation muss die Sünden der vorangegangenen Generation geradebiegen.
Wie ist Darth Vader visuell entstanden? Es gab ja mal ein Beduinenkonzept...
Nein, das waren die Tuskenräuber. Darth Vader war eigentlich immer schon Darth Vader. Als er im Drehbuch zum ersten Mal auftaucht, wird er als Typ mit Helm und einer Atemmaske beschrieben, der wegen dieses Kampfs gegen Obi-Wan nicht mehr selbst atmen kann. Und diese Beschreibung habe ich zu Ralph McQuarrie (dem Künstlerischen Leiter) gebracht. Er hat dann verschiedene Zeichnungen angefertigt, die sich allerdings sehr ähnelten: Immer war da ein Typ mit Umhang, einer tragbaren eisernen Lunge, einer Maske, einem Samuraihelm und einem Brustpanzer mit elektrischen Anzeigen darauf.
Woher kam der Samuraihelm?
An der Filmakademie bin ich auf Samuraifilme gestoßen, und dann hat mich die japanische Kultur einfach in ihren Bann gezogen. Ich wollte meinen ersten Film, THX 1138, in Japan drehen, aber dann erfolgte der Rücksturz in die Wirklichkeit.
Wieviel Bewegungsfreiheit hatte man in dem Kostüm?
Im Grunde gar keine. Wir mussten den Anzug ständig anpassen, damit die Leute sich überhaupt etwas bewegen konnten. Als wir zum ersten Lichtschwertkampf kamen, wurde uns klar, dass wir nicht sehr viel auf die Reihe bekommen würden. Ich habe dann akzeptiert, dass wir einen alten Mann gegen einen Mensch-Maschine-Hybriden antreten lassen. Aber die Jedi sollten eigentlich sehr aktiv sein. Beim nächsten Film hatten wir also einen guten Stuntman, einen der besten Schwertkämpfer Englands. Und auch Mark Hamill ist ein guter Schwertkämpfer.
Beim letzten Film haben Hayden [Christensen] und Obi-Wan - ich meine Ewan - die Sache dann sehr ernstgenommen und monatelang trainiert. Diese Schwerter bestehen aus Kohlenstofffaser, und wir haben eine ganze Menge davon verbraucht, weil sie so hart zuschlugen, dass sich die Schwerter verbogen. Es ist wie beim Tanzen: Wenn man Fehler macht, tut es wirklich weh.
Kannten Sie jemals jemanden mit einer eisernen Lunge? Denn Vaders Atemgeräusch ist verdammt unheimlich.
Nein. Was das Geräusch angeht, so war der Gedanke dahinter, dass er fast umgebracht worden war, also sollte er lauter atmen als jeder andere, wie das Atmen eines Ungeheuers. Noch bevor das Drehbuch fertig war, habe ich Ben Burtt eingestellt, um die Geräusche zu machen und ihm eine lange Liste mit Aufgaben hinterlassen, bevor ich zu den Dreharbeiten aufbrach. "R2 braucht eine Stimme, und wir brauchen Laser, die anders sind als alles, was es bisher in der Richtung gab, und ich will nicht, dass die Raumschiffe klingen wie Raketen oder Düsenjäger. Und dieser Typ hat eine eiserne Lunge, also überleg Dir was dazu."
Als ich zurückkam, hatte er eine ganze Geräuschbibliothek zusammengetragen und hatte ein Geräusch für die eiserne Lunge zusammengemischt, das sich unheimlich und extrem beunruhigend anhörte. Und da sagte ich nur: "Nehmen wir."
Dies also war George Lucas' Version von Darth Vaders Entstehung. Wer die wahre Geschichte will, findet sie hier bei uns (ja, sorry, ist echt so ;-)).
Viele weitere Infos und Features rund um Episode III und alle anderen Episoden, gibt es in unserer Filmrubrik, sowie in unserem Artikelarchiv.
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